Nachruf
Matthias Lippe
DRK Kreisbereitschaftsleiter 2008-2025
Er war immer da, wo er gebraucht wurde. Ein Leben im Dienst am Menschen.
Mit tiefer Bestürzung und großer Trauer nimmt der DRKKreisverband Lüchow-Dannenberg e.V. Abschied von Herrn Matthias Lippe, der am 21. Juni 2025 völlig unerwartet im Alter von 59 Jahren verstorben ist.
Sein plötzlicher Tod hinterlässt eine schmerzliche Lücke in unseren Reihen und in den Herzen all jener, die ihn kannten und schätzten. Matthias Lippe war seit dem 15. März 1984, also über vier Jahrzehnte lang, ein unverzichtbares und engagiertes Mitglied unseres Kreisverbandes. Sein Wirken war geprägt von einem außergewöhnlichen Engagement und einer beispiellosen Hingabe für die Ideale des Roten Kreuzes. Ein Anführer mit Weitblick und Organisationstalent Bereits im November 2008 wurde Matthias Lippe einstimmig zum DRK-Kreisbereitschaftsleiter gewählt – eine Position, die er bis zuletzt mit großem Erfolg und unermüdlichem Einsatz ausfüllte. Im Jahr 2010 übernahm er zusätzlich die verantwortungsvolle Aufgabe des Rotkreuzbeauftragten. Unter seiner Führung wuchsen die Bereitschaften des DRK-Kreisverbandes Lüchow-Dannenberg zu einer starken Einheit mit über 100 aktiven Helferinnen und Helfern heran. Seine herausragenden Stärken lagen in seinem großartigen Organisationstalent und seiner Vielseitigkeit.
Matthias Lippe handelte stets mit der notwendigen Umsicht und dem Weitblick, der das Wohl der Betroffenen immer in den Mittelpunkt stellte. Als selbstreflektierte Persönlichkeit war er ein Vorbild an Haltung und Pflichterfüllung für seine ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Krisenmanager in Ausnahmesituationen Besonders in den schweren Zeiten der Elbhochwasserkatastrophen in den Jahren 2002, 2006 und 2013 im Landkreis Lüchow-Dannenberg bewies Matthias Lippe seine außergewöhnlichen Führungsqualitäten und sein fundiertes Fachwissen. Er leitete die Einsätze mit großer Einsatzbereitschaft und trug maßgeblich zur Bewältigung der Krisen bei:
Hochwasser 2002
Sein großartiges Organisationsgeschick zeigte sich eindrucksvoll bei der Evakuierung des DRK-Senioren- und Pflegeheims Gartow, wo er entscheidend dazu beitrug, 80 betagte Menschen und deren Hilfsmittel unverzüglich in Sicherheit zu bringen. Fast zeitgleich organisierte er die Evakuierung von Teilen der Bevölkerung der Stadtinsel Hitzacker und den Aufbau einer Notunterkunft in einer Sporthalle.
Hochwasser 2006
Gemeinsam mit dem damaligen Kreisbereitschaftsleiter koordinierte er den Einsatz der Helfer und arbeitete eng mit der Kreiseinsatzleitung zusammen.
Hochwasser 2013
Mit großem Expertenwissen und viel Umsicht bewies er seine Führungsqualitäten bei der Unterbringung und Versorgung der Einsatzkräfte sowie dem Aufbau von Unterkünften in verschiedenen Sporthallen. Bei all diesen Einsätzen war er ein sachkundiger und zuverlässiger Fachberater des Krisenstabes des Landkreises.
Brückenbauer und Förderer internationaler Freundschaften Matthias Lippe war auch ein engagierter Befürworter internationaler Zusammenarbeit. Nach dem Partnerschaftsvertrag zwischen der Stadt Lüchow und der Gemeinde Oborniki im Jahr 2006 organisierte er mit den DRK-Bereitschaften zahlreiche Hilfsgütertransporte nach Polen. Diese Transporte, denen aufwendige Hilfsgütersammlungen vorausgingen, brachten unter anderem Krankenhausbetten, Rollatoren, Spielzeuge und Fahrräder zu bedürftigen Menschen und Einrichtungen. Unter seiner Führung entwickelte sich aus einer losen Kooperation eine feste Partnerschaft mit den Rotkreuzfreunden in Polen. Matthias Lippe legte großen Wert darauf, dass die Organisationen in beiden Ländern voneinander lernen und Erfahrungen austauschen. Dank seines Engagements entstand eine großartige länderübergreifende Freundschaft zwischen dem DRK und dem PCK in Oborniki, die durch jährliche gegenseitige Besuche gefestigt wurde. Engagiert in Ausbildung und Flüchtlingshilfe Über ein Jahrzehnt hinweg schulte Matthias Lippe als ehrenamtlicher Erste-Hilfe-Ausbilder unzählige Menschen in lebensrettenden Maßnahmen. Auch in der Flüchtlingshilfe 2015/2016 spielte er eine zentrale Rolle. Ohne lange Vorlaufzeit gehörte er zu den Führungskräften, die binnen 24 Stunden eine Unterkunft für 1.200 Flüchtlinge in Dannenberg aufbauten. Sein Fachwissen und seine Erfahrung waren in dieser Zeit auch für andere Hilfsorganisationen und Bereitschaften außerhalb des Landkreises von unschätzbarem Wert. Für diese ausschließlich ehrenamtliche Tätigkeit wurde er von seinem Arbeitgeber über drei Monate freigestellt.
Impulsgeber im Katastrophenschutz und in der Pandemiebekämpfung Als Kreisbereitschaftsleiter war Matthias Lippe maßgeblich an der Umsetzung neuer Richtlinien im Katastrophenschutz Niedersachsen und der Sicherstellung der Vorhaltungen für den Massenanfall von Verletzten (MANV) im Landkreis Lüchow-Dannenberg beteiligt. Es gelang ihm in kürzester Zeit, die Anforderungen zu erfüllen und eine handlungsfähige Einheit zu schaffen. Mit Beginn der Corona-Pandemie bewies er erneut seine hohe Einsatzbereitschaft und Multifunktionalität. Unter seiner Leitung wurden ein Testzentrum sowie die Möglichkeit mobiler CoronaTestungen installiert und betrieben. Er leitete zwei mobile Impfteams, die werktäglich im Einsatz waren und Schutzimpfungen für die Menschen im Landkreis vornahmen. Auf sein Wirken hin wurde ein Sanitätsbus der DRK-Bereitschaften zu einer mobilen Test- und Impfstation umgebaut, wodurch ein niedrigschwelliges Angebot für Testungen und Impfungen selbst in den kleinsten Orten geschaffen wurde. Unterstützung für Kriegsvertriebene aus der Ukraine Angesichts des Ukraine-Krieges beauftragte der Landkreis Lüchow-Dannenberg den DRKKreisverband, in der Sporthalle Lüchow eine Ankunftsstelle für Vertriebene einzurichten. Unter Matthias Lippes federführender Leitung wurde die Sporthalle in kürzester Zeit umfunktioniert. Bereits zwei Tage später zogen die ersten Geflüchteten ein und wurden professionell betreut und versorgt.
Sein Organisationsgeschick und seine Flexibilität ermöglichten es, eine umfassende Anlaufstelle mit Unterkünften, Aufenthalts- und Essräumen zu schaffen. Auch die Untersuchung nach dem Asylbewerbergesetz wurde unter seiner ehrenamtlichen Leitung durchgeführt. Die Einrichtung einer zweiten Ankunftsstelle in Steine sowie der Umzug der Vertriebenen wurden von ihm fachmännisch geplant und reibungslos vollzogen. Ein Vermächtnis der Zusammenarbeit und des Engagements Matthias Lippe legte stets großen Wert auf eine gute und vorbildliche Zusammenarbeit mit Polizei, Feuerwehren, THW und DLRG im Sinne der DRK-Grundsätze. Dadurch trug er maßgeblich dazu bei, das Ansehen des Deutschen Roten Kreuzes in den vergangenen Jahren auf ein Höchstmaß zu steigern. Seine Aufgaben erfüllte er mit außerordentlich großem Engagement und einem immens hohen Zeitaufwand, gepaart mit einem außergewöhnlichen spezifischen DRK-Fachwissen. Es ist insbesondere auch sein Verdienst, dass das DRK bei jeder Lage zu den ersten Ansprechpartnern der Kommunen avancierte. Matthias Lippe war ein unverzichtbarer "Macher", oft im Hintergrund wirkend, aber immer an vorderster Front, wenn es darum ging, Herausforderungen für das DRK zu meistern. Er hinterlässt ein Vermächtnis von Hilfsbereitschaft, Fachkenntnis und unermüdlichem Einsatz, das uns allen ein Vorbild sein wird. Wir werden Matthias Lippe stets in dankbarer Erinnerung behalten und sein Engagement für das Deutsche Rote Kreuz und die Menschen in unserer Region ehren. Unser tiefstes Mitgefühl gilt seiner Familie und allen Angehörigen in dieser schweren Zeit. Der DRK-Kreisverband Lüchow-Dannenberg e.V. wird sein Andenken in Ehren halten.
Dannenberg (Elbe), 23. Juni 2025
Sonja Petersen, Präsidentin Thomas Heldberg, Kreisgeschäftsführer